
Land Kärnten
Beim Amt der Kärntner Landesregierung in Österreich steuert ein zentrales Output-Management-System (OMS) den Druck
und Versand von rund anderthalb Millionen Dokumentseiten jährlich. Technologisches Kernstück ist die Lösung DocBridge
Pilot, die die aus den Vorsystemen gelieferten Schriftsachen in das Ausgabeformat PCL konvertiert und sie zu portooptimierten Sendungen bündelt. https://www.ktn.gv.at/
Drehkreuz Klagenfurt
Im Rahmen einer Verwaltungsreform entschloss
sich das Amt der Kärntner Landesregierung
(AKL) Mitte 2012, im Bereich Strafverfahren das
Prinzip der „dualen Zustellung“ zu etablieren. Der
Grundgedanke: Empfänger, die bei einem vom
Bundeskanzleramt zugelassenen Zustelldienst
wie „MeinBrief.at“, „eVersand.at“ oder
„Postserver.at“ registriert sind, sollen von nun
an ihre Dokumente von der Behörde elektronisch
erhalten. Alle anderen Adressaten bekommen
die Schriftstücke nach wie vor klassisch in
Papierform.
In diesem Zusammenhang fiel auch die Grundsatzentscheidung, das Druckzentrum nicht
an externe Dienstleister auszulagern, sondern
weiter zentral am Standort Klagenfurt in Eigenregie zu betreiben. Dem vorausgegangen war
eine umfangreiche Machbarkeitsstudie mit Gap-Analyse und Businessplan. Heute werden in der
Landeshauptstadt jährlich rund anderthalb
Millionen Seiten über die zentrale Druckstraße
ausgegeben, zu etwa 450.000 Sendungen gebündelt, kuvertiert, anschließend frankiert und
an die Post übergeben. Das ist bei weitem nicht
das gesamte Druckvolumen, daneben gibt es
noch etwa 20 Millionen Seiten pro Jahr an dezentralem Druck auf rund 600 verteilten Druckersystemen. Der Machbarkeitsstudie schloss sich eine
detaillierte Untersuchung zur Hard- und
Softwareauswahl an. Zentrale Frage war hier,
wie die Dokumente aus den Fachanwendungen
möglichst problemlos an die Zustellung –
physisch wie elektronisch – übergeben werden
können. Unterstützt bei der Analyse und
anschließenden Umsetzung wurde das AKL von
der docolution GmbH,
einem Spezialisten für komplexe Projekte im
Output-Management.
Ein Pilot steuert den Druck
Kernstück der neuen Architektur ist ein System
von hpc Dual („Send Station“), das die Dokumente aus den Fachanwendungen übernimmt,
mit einer elektronischen „Amtssignatur“ versieht und für die physische oder elektronische Zustellung aufbereitet. Dazu wird zunächst für
jeden Empfänger einer Sendung vorab geprüft,
ob er bei einem elektronischen Zustelldienst
(eZD) registriert ist. Wenn ja, erfolgt der Versand digital durch den externen Dienstleister.
Noch liegt die Anzahl der elektronisch zugestellten Schriftstücke im Promillebereich. Doch die
Marschrichtung für die nähere Zukunft ist klar:
Immer mehr Dokumente sollen auf digitalem
Weg ihre Empfänger erreichen.
Derweil gibt der klassische physische
Versand (noch) den Ton an. Dafür hat das
Amt ein Output-Management-System (OMS)
etabliert, das die für den Druck vorgesehenen
Dokumente entgegennimmt. Die technologische
Grundlage dafür bildet DocBridge Pilot, eine
von der Compart entwickelte Software für die
Steuerung und Optimierung von Sendungen. Dieser zentrale Ausgabepool ermöglicht
nicht nur den physischen Versand, sondern
sämtliche Arten der modernen digitalen
Zustellung (E-Mail, Secure Mail, Web, mobile
Endgeräte). Das
Grundprinzip: Auf
der Eingangsseite
werden die zu verarbeitenden Dokumente
analysiert und
sämtliche für die
Weiterverarbeitung relevanten Informationen als Metadaten
extrahiert, beispielsweise Seiteninhalte wie OMR
(Optical Mark Recognition), Barcodes oder Text.
Während DocBridge Pilot dabei die Dokumente
einem zentralen Sendungspool zuordnet,
werden die Metadaten in einer relationalen
Datenbank abgelegt.
(c) vege-fotolia
System unterscheidet automatisch nach Sendungsart
Die Compart-Lösung modifiziert die
Daten (u.a. Konvertierung in ein anderes
Ausgabeformat, Anreichern mit Informationen
für die Weiterverarbeitung), bringt einen
Barcode für die Kuvertierung auf und übergibt
sie an die Druckstraße. Im Fall
der Kärntner Landesregierung
kommen die Dokumente
von der „Send Station“ im
PDF-Format einschließlich
der zugehörigen Checksum-Dateien (MD5) und werden
in ein Eingangsverzeichnis
am OMS-Server geschrieben.
Die PDF sind nach sogenannten
Profilen getrennt (wird vom
Vorsystem bei der Beschickung
der „Send Station“ festgelegt),
die sich inhaltlich an den
Fachbereichen orientieren. So
gibt es beispielsweise getrennte
Kategorien (Stapel) für die
Bereiche Verwaltungsstrafen,
Wohnungsbauförderung sowie für
den gesamten Output aus SAP-
Systemen. Ebenso wird nach Zustellart (RSa =
eigenhändige Übernahme durch den Empfänger
/ RSb = Übernahme durch Ersatzempfänger
/ nonRSa = Standardbrief) sowie nach
Einlieferungskriterien wie Porto, Kuvertgröße
etc. unterschieden.
Druckzentrum ruft selbstständig die Aufträge ab
Fällt die Prüfung der MD5-Checksum-Dateien
positiv aus, werden sie als Job am
OMS-Server verarbeitet (Intervall: 15
Minuten). Das bedeutet: DocBridge
Pilot konvertiert die PDF-Dokumente
(Eingangsformat) in PCL-Dateien
(Ausgangsformat) und kopiert sie in
ein Verzeichnis, auf das die Mitarbeiter
(„Druck-Operatoren“) Zugriff haben.
Zum Verständnis: Bei 0
Algorithm 5) handelt es sich um ein spezielles
Sicherheitsfeature für den fehlerfreien Download
von Dateien. Der eigentliche Druck erfolgt per LPR-Befehl.
Das Line Printer Remote (LPR) ist wie der Line
Printer Daemon (LPD) ein plattformunabhängiges
Druckerprotokoll, das unter TCP/IP läuft.
Es wurde ursprünglich für die Unix Berkeley
Software Distribution (BSD) entwickelt,
hat sich aber auch im Desktop-Bereich als
De-Facto-Standard eingebürgert. Im PCL-
Datenstrom ist auch eine Information über die
zu verwendende Papierlade enthalten, sodass
beim Druck unterschiedliche Papiersorten
verwendet werden können: Bei den Verwaltungsstrafen etwa wird der zur Einzahlung
vorgeschriebene Strafbetrag auch auf ein SEPA-
Zahlscheinformular gedruckt. Die Kuvertierung
wird über einen auf der Dokumentenvorderseite
aufgebrachten 2D-Barcode gesteuert. Die
kuvertierten Sendungen werden in einzelne
Körbe verteilt (Inland, EU-Ausland, Ausland, C4-, C5- oder C6-Kuverts, behördliche
Rückscheinbriefe) und an die Poststelle
übergeben, wo die Frankierung (DV-Freimachung)
erfolgt.
Differenzierung nach Portoklassen vereinfacht die Verrechnung
Bewusst hat sich das Amt der Kärntner
Landesregierung für diese Art des Versands
entschieden: Man wollte flexibel sein, denn
das Output-Management-System (OMS) mit
DocBridge Pilot als Herzstück verarbeitet
alle bekannten Datenformate (PCL, PDF,
PostScript, etc.), so dass keine grundlegende
Erneuerung der bestehenden Architektur
notwendig war. „Die Compart-Lösung versteht
sich mit unseren dokumentengenerierenden
Systemen bestens, das Zusammenspiel
zwischen beiden funktionierte von Beginn an
ohne größere Probleme“, begründet Robert
Kawalar von der Landesamtsdirektion die
Entscheidung.
Der für die internen Basissysteme
verantwortliche Manager Rudolf Köller sieht
vor allem in der Konsolidierung des Output-
Managements den Hauptnutzen der Erneuerung.
„DocBridge Pilot legte den Grundstein dafür, dass wir heute einen zentralen Postversand
besitzen, der komplett automatisiert erfolgt.
Auf Grund der automatischen Adresserkennung
ist eine Differenzierung nach Portoklassen
möglich, was die Verrechnung erheblich
vereinfacht.“ So gibt es laut Robert Kawalar
mit der Einführung des „hybriden“ Rückscheinbriefes (RSa, RSb) einen
geschlossenen Prozess von der Erstellung
des Dokuments über dessen Aufbereitung für
den physischen, aber auch elektronischen
Versand bis zum Zustellungsnachweis, der
automatisch an das System, in dem das
Dokument erzeugt wurde, rückübermittelt wird.
Perfektes Zusammenspiel aller Systeme
Um die Dimension des Projekts besser
zu verstehen, muss man sich die Gesamtarchitektur der Dokumentenverarbeitung
näher anschauen. Ziel war es, das neue Output-
Management-System (OMS) unter Verwendung
der bestehenden Systeme zu implementieren.
Seit Ende 2012 läuft das neue System im
Vollbetrieb für alle Bezirkshauptmannschaften
Kärntens. Den Auftakt machte Villach, wo
die Architektur zunächst getestet und nach
erfolgreichem Probelauf auf alle übrigen
Bezirkshauptmannschaften (Klagenfurt, Spittal/
Drau, Hermagor, Feldkirchen, St.Veit an der
Glan, Völkermarkt und Wolfsberg) ausgedehnt wurde. Im Dezember desselben Jahres startete
auch das neue Druckzentrum.

Klagenfurt, Wörthersee, Strandbad (c) m_germ/pixabay
Fachliche Kompetenz der Berater und Zuverlässigkeit der Software
Kritische Phasen bei der Umsetzung gab es
nicht, wie sich Robert Kawalar erinnert. „Für
mich zählt vor allem die fachliche Kompetenz und
das unbürokratische Verhalten der docolution.
Zusammen mit der Verlässlichkeit der Lösung
von Compart war das der entscheidende
Faktor für die reibungslose Umsetzung.“ Selbst
kurzfristige Änderungswünsche wären für die
Berater der docolution kein Problem gewesen,
so Robert Kawalar. Auch für die Zukunft hat das
Amt einiges vor in Sachen Dokumentenverarbeitung. So ist geplant, auch externe
Stellen (zum Beispiel Gemeinden) in die neue
Architektur einzubinden. Der hybride Rückschein
beispielsweise soll auf alle Landesabteilungen
sowie sämtliche Bezirkshauptmannschaften
als Versandart ausgedehnt werden. Außerdem
will man einen Prozess zur Rücksendung von
Originaldokumenten etablieren. Organisationen, die ebenfalls ihr Output-Management auf diese oder eine ähnliche
Art modernisieren wollen, empfiehlt Robert
Kawalar, nichts zu überstürzen. „Wichtig ist, dass
die Architektur so strukturiert ist, dass sie den
Umgang mit unterschiedlichen Vorsystemen
und den daraus resultierenden Datenströmen
und –formaten ermöglicht. Nur so bleibt man
als Organisation flexibel für Marktveränderungen,
beispielsweise, wenn neue Versandkanäle
etabliert werden sollen.“
Der Manager rät außerdem zu einem
stufenweisen Vorgehen und einem
Implementierungspartner, der nicht nur über die
notwendige OM-Kompetenz verfügt, sondern
mit dem auch „die Chemie stimmt“. Letztlich sei
ein reibungsloser Ablauf nur dann gewährleistet,
wenn das Zusammenspiel innerhalb der
gesamten Dokumentenverarbeitung, also
von der Erstellung über den Druck bis hin zum
Versand funktioniere, betont Robert Kawalar.
Denn: „Eine jederzeit lückenlose Nachverfolgung
von Schriftstücken über alle Prozessschritte
hinweg ist für Behörden unerlässlich.“
Executive Summary
- Das Amt der Kärntner Landesregierung (Österreich) etablierte im Zuge einer Verwaltungsreform das Verfahren der dualen Zustellung im Bereich Strafverfahren. Das Prinzip: Unternehmen und Bürger bekommen ab sofort die Bescheide und Schriftstücke auf elektronischem Weg, wenn sie bei einem staatlich anerkannten Zustellservice registriert sind. Der Rest wird über das eigene Druckzentrum auf klassischem Postweg versendet. Ein technologisches Kernstück der Architektur ist die Lösung DocBridge Pilot, die den physischen Versand einschließlich Sendungsbündelung und Portooptimierung steuert.
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